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DIE IDENTITÄT DES HOLZES, Katarzyna Frankowska


Jan de Weryha-WysoczanskiTVP, 17.06.2005, Katarzyna Frankowska, Redakteur TVP, http://ww6.tvp.pl/View?Cat=1772&id=216231

Die Identität des Holzes

Wichtigstes Baumaterial und Bildhauermaterial. Kann es noch irgendwelche unbekannten Eigenschaften besitzen? Oder ein Medium für neue Sinne werden? Holz zum Gegenstand seiner Arbeit hat der polnische in Deutschland arbeitende Künstler Jan de Weryha-Wysoczański gemacht. Er führte es in Gefilde, aus denen es von der Kunst und Technik ausgeschlossen wurde. In der Galerie Szyb Wilson in Kattowitz im Bereich des ehemaligen Kohlebergwerkes hat man auf 2000 m² etwa hundert abstrakte Arbeiten angesammelt. Ihr Autor pflegt zu sagen, er archiviere Holz. Seine Kunst ist eine Art des Ordnens oder Ansammelns von Formen und Gestalten, in denen dieses Material in der Natur auftritt. Er belastet die auf diese Weise entstandenen Objekte nicht mit Bedeutungen. Er stellt keine Assoziationen her. Vielleicht ausgenommen natürlichste, sagen wir –archetypische, solche wie Wand, Fensteröffnung, Spur eines Lagerfeuers, Hügel. Er hinterläßt hingegen auf der Oberfläche hölzerner Blöcke und Flächen Spuren einfachen Werkzeugs, die der Arbeit in diesem Material zugeschrieben werden sowie natürlicher Faktoren wie Feuer. Dank dem entsteht zwischen der abstrakten Form und dem Rezipienten eine Art Bindung, die – man könnte sagen – auf eine gemeinsame Vergangenheit, ein tausende von Jahren dauerndes Zusammenleben von Mensch und Holz zurückzuführen ist. Zusammenleben, weil der Autor selbst sagt, dass ihn „die Möglichkeit des Eingriffs in das Holz in einem solchen Maße“ interessiert, „so dass es seine Identität nicht verliert“.
Es gibt keinen Zweifel, dass der Künstler seine Arbeiten in der Strömung Ökologischer Kunst platziert. Doch was interessant ist, zu ihrer Präsentation nutzt er Erscheinungen aus dem Bereich der Kunst und Technik, deren Konsequenz die Abkehr vom Holz oder gerade der Entzug seiner Identität war.
Es handelt sich um Minimal Art – die Stilistik, in der diese Skulpturen entstanden sind, den postindustriellen Raum also den Kontext und Ausstellungsort und um die jetzige Strömung in der gegenwärtigen Kultur, die als Ästhetisierung des Lebens bezeichnet wird – bei oberflächlichem Hinschauen könnte die Ausstellung ganz einfach als Raumarrangement bezeichnet werden.
Minimalismus, das sind einfache geometrische Formen in großem Maßstab oder klein, hinzugefügt wie Module, aus Sperrholz, Glas – glatten Materialien, die das Beisein von Werkzeugspuren und jegliche Objektindividualisierung ausschließen. Ihre Aufgabe ist es, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die räumlichen Beziehungen des ganzes Raumes zu richten oder auf die Grundverhältnisse im Bereich der Formen, z.B. auf die Proportionen. Bei Wysoczański ziehen riesige Kuben oder Sammlungen von kleinen Elementen ähnlicher Gestalt die Aufmerksamkeit durch die Struktur auf sich. Noch von weitem gesehen, wecken sie im Bewusstsein bereits die Erinnerung an etwas gut bekanntes. Aus der Nähe betrachtet, liefern sie Material für die Vorstellungskraft dank des Malerischen der Rinde, der Assoziationen, die ein verkohltes Scheitholz u.s.w. hervorruft. Die minimalistische Bedingung der Neutralität der Inhaltsübermittlung bleibt also nur teilweise erhalten. Die in der alten Zeche ausgestellten Formen verweisen den Betrachter auf andere Räume als die Galerie. Sogar feine Rindenfragmente oder Holzspäne legen letztlich immer Bilder der Natur nahe.
Der Autor spielt mit noch einer unserer Gewohnheiten – der Suche nach ästhetischen Empfindungen außerhalb der Kunst.
Indem wir im Raum der Kattowitzer Galerie von weitem Rechtecke an den Wänden oder auf dem Boden herauspicken, erraten wir bekannte, holzähnliche Details: Regale, Leisten oder Bücher. Der Überraschungseffekt in nahem Kontakt mit zerstreuten oder in Sammlungen zusammengefassten Holzfragmenten wird dank dessen verdoppelt: Das ist echtes, rohes Holz und zugleich ein das Kriterium des Praktischen oder des Dekorativen nicht erfüllendes Kunstwerk.
Die Ausstellung „Epiphanien der Natur in der Spätmodernen Welt“ in der Galerie Szyb Wilson in Kattowitz wird bis Ende 2005 geöffnet sein.
Jan de Weryha-Wysoczański ist 1950 in Danzig geboren. 1976 schloss er dort sein Bildhauereistudium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste bei Prof. Alfred Wiśniewski und Prof. Adam Smolana ab. Seit 1981 lebt und arbeitet er in Hamburg. Bis vor kurzem hatte er sein Atelier in der Halle eines alten Industrieobjekts. Er nahm an Ausstellungen teil, u.a. in Deutschland, den U.S.A., Luxemburg, der Schweiz und Belgien. In Polen präsentierte er seine Arbeiten bisher zweimal, letztes Jahr in der Galerie Kaplica im Zentrum der Polnischen Skulptur in Orońsko und in der Galerie Patio in Lódź.. Seit einigen Jahren arbeitet der Künstler ausschließlich im Holz. Er nutzt nur für den Aushau vorgesehenes Holz.




Dieser Artikel wurde von Jan de Weryha-Wysoczanski an folgendem Datum: 2022-03-06 22:20:07 eingestellt.


Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von xarto.com übereinstimmen.


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