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Kunstforum: Der Künstler moralische Verantwortung
Aktuelle Zeit: 28.01.2025 - 23:15:18
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Forum > Künstler > Der Künstler moralische Verantwortung
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Autor
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Thema: Der Künstler moralische Verantwortung
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Arne
Mitglied
169 Forenbeiträge seit dem 13.11.2002
Geschlecht:
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 06.11.2004 um 01:43 Uhr |
Wie sieht es eigentlich mit der moralischen Verantwortung
eines Künstlers aus, wem ist er verpflichtet? Sind die Werke
von z.B. der Regisseurin Leni Riefenstahl und des Bildhauers
Arno Breker, welche beide für die nationalsozialistischen
Machthaber tätig waren, automatisch weniger wert und zu
verachten? Ist ein Gebäude, das den Stempel der Nazis oder
auch Stalins etc. trägt, automatisch ein schlechtes, also böses Gebäude?
Konrad Adenauer meinte zu Breker:
"Es war nie glücklich, Kunst, Macht und Politik zu
vermischen. Die Künstler können sich aber nicht aussuchen,
in welcher Zeit sie leben und in wessen Gunst sie geraten.
Und wenn Sie mich speziell auf diesen Herrn ansprechen, dann
möchte ich Ihnen sagen, dass mir nichts untadeliges über
Breker bekannt ist.
Und im übrigen: Kunst, die zeitlos die Menschen bewegt, hat
ihre Wurzeln im Glauben an das Überirdische. Das Werk eines
Künstlers zeigt dessen geistig-seelische Herkunft und
Mission. Da Breker dem Vollkommenen in seiner künstlerischen
Gestaltung die Treue hält, weist er hoffnungsvoll in die
Zukunft. Denn: ohne Hoffnung gibt es keine Zukunft für die
Menschheit."
Koltes meint:
„Ich glaube, die einzige Moral, die uns bleibt, ist die
Moral der Schönheit. Und es bleibt uns eben nur die
Schönheit der Sprache, die Schönheit als solche. Ohne die
Schönheit würde es sich nicht mehr lohnen zu leben. Also
bewahren wir diese Schönheit, auch wenn sie nicht moralisch
ist. Aber ich glaube eben, daß Schönheit die einzige Moral
ist."
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tarantella
Mitglied
4 Forenbeiträge seit dem 15.11.2003
Geschlecht:
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1 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 06.11.2004 um 08:30 Uhr |
diese Diskussion wurde besonders nach Leni Riefensthal´sTod
wieder aktuell. Meine Ansicht ist, dass ein Künstler nicht
Augen und Ohren verschliessen kann, besonders dann nicht,
wenn er bereits in der Oeffentlichkeit steht, hat er auch
Verantwortung. Deshalb sind damals so viele guten Künstler
ins Ausland geflüchtet. Ihre Kunst wurde als abartig
verboten. Etwas Neues konnte sich überhaupt nicht
entwickeln. Und schon allein dieser Gedanke hemmt doch jeden
kreativen Menschen.
Und noch etwas - Kunst muss nicht schön sein.
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kiluga
Mitglied
7 Forenbeiträge seit dem 31.10.2004
Geschlecht:
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2 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 06.11.2004 um 18:35 Uhr |
Hallo
ich denke in erster Linie ist es eine Gewissensfage..
Ich stimme taranella zu..dass ein Künstler nicht Augen und
Ohren verschliessen kann, besonders dann nicht, wenn er
bereits in der Öffentlichkeit steht, hat er auch
Verantwortung und eine moralische Verpflichtung.
Ich stimme ihr auch zu, dass Kunst nicht schön sein muss
Ich habe da so meine bedenken wenn ich lese
" In der Reinheit seines werkes spiegelt sich auch die
Reinheit von wesen und Geist des Bildhauers."
Kann man sagen ich verschließe meine augen und sehe nur die
Kunst, das Schöne die Schönheit?
Kann man sagen ich bin unpolitisch und gleichzeitig als
hofbildbauer tätig sein?
Kann man die Augen so verschließen? Ist es nicht ein
Selbstbetrug?
Wie kann man sagen, ich bin unpolitisch und sich auf dessen
seite stellen in irgendeiner form? Gebäude entwerfen,
Kunstwerke erstellen...
Ist es nicht sehr egoistisch, die Augen zuverschließen?
Aber mal auf die Frage zukommen, ob sie deswegen schlechte
Künstler waren.Nein waren sie nicht, keine frage, sie waren
hervorragende und bedeutende Künstler.
Die Frage ob ein Gebäude böse sein kann?
ich denke es kommt darauf an wofür ein Gebäude steht und
wozu man es braucht oder auch missbraucht.Oder auch was
dieses Gebäude ausdrücken soll.
Leider hinterlässt ein dann noch so gutes Kunstwerk auch
Narben
gruß
Ela
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Arne
Mitglied
169 Forenbeiträge seit dem 13.11.2002
Geschlecht:
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3 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 17.11.2004 um 00:02 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Arne um 12:34:47 am 17.11.2004
editiert
Hallo A.M.C.,
auf das Thema gibt es wirklich keine einfachen Antworten.
Ich denke nun schon mehrere Wochen darüber nach, aber
letztendlich ist es, wie Du es gesagt hast: Man hat nicht
damals leben müssen, man kennt die Zwänge und Zusammenhänge
nur vom Hörensagen, aus Büchern, Filmdokumentationen usw.,
kann also, wenn überhaupt, nur ein von der damaligen
Realität losgelöstes "Urteil" sprechen, was einem
letztlich doch gar nicht zusteht. Wenn man nicht selbst
unter Lebensgefahr steht, kann man viel von Moral erzählen;
wie weit es mit der eigenen Moral her ist, sieht man erst,
wenn man selbst in Notsituationen gerät, die ja gar nicht
erst das damalige Ausmaß erreichen müssen. Allerdings
erwartet man wohl von einem Künstler trotz allem, dass er
mehr Verantwortung übernimmt als ein Bäcker, der nur seine
Brötchen bäckt - und dass er sich nicht wie die Riefenstahl
allein auf die Ideale der Schönheit beruft.
Konrad Adenauer habe ich nicht angeführt, weil ich für
diesen Menschen sonderlich viel Sympathie hege, sondern weil
er möglicherweise für eine damals nach dem Krieg geläufige
Haltungsweise steht, also das Schönreden und Verdrängen des
totalen Ruins.
Tschau
Arne
--
Nachtrag
Ich habe gestern in dem Satz mit der Riefenstahl das Wort
"nicht" vergessen. Soetwas darf eigentlich nicht
passieren.
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Fluuu
Mitglied
725 Forenbeiträge seit dem 18.10.2003
Geschlecht:
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4 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 18.11.2004 um 00:36 Uhr |
Hallo,
nun versuche ich mal zu diesem Thema meine Ansichten und
Gedanken zu formulieren.
Ich glaube nicht das es entartete Kunst überhaubt gibt, wenn, sind die entartet, die das
bewerten.
Andererseits sollte die Kunst der Gesellschaft einen Spiegel
vorhalten, dass heißt alle die Dinge aufzeigen, die in der
Gesellschaft im argen liegen und dafür hat der Künstler ein
besonderes Gespühr. In einer Zeit in der es dramatische
politische Ereignisse gibt oder die Mehrheit der Bevölkerung
in Armut lebt, gibt es viele Themen und Möglichkeiten der
Gesellschaft einen Spiegel vor zu halten. In unserer Zeit
ist es mit den brisanten menschlichen Themen so eine Sache,
allen geht es gut oder sogar zu gut(materiell) in unserer
Gesellschaft und das andere Problem ist, man darf sagen was
man will aber niemanden interessiert das. Manchmal beneide
ich die Widerstandskämpfer, sie konnten mit viel Mut für
eine Sache kämpfen.
Ich habe aus eigenem erleben ein gutes Thema mit dem ich
arbeiten kann morbide Psyche in optimistischer Entwicklung da komme ich auch um eine moralische Frage nicht drumrum.
Alle Fotos die ich mache, auch für die Ausstellung,
entstehen unter diesem Thema. Das ist noch ein wunder Punkt
in der Gesellschaft und ein heikles Thema, da habe ich noch
viel zu tun.
gruß fluuu
http://www.fluuu-bilder.de | künstlerische Fotografie
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tarantella
Mitglied
4 Forenbeiträge seit dem 15.11.2003
Geschlecht:
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5 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 07.05.2005 um 18:52 Uhr |
je länger je mehr finde ich, es gibt nur 2 Kategorien
Menschen, die Machtbesessenen und die Schwachen. Sollen,
können, dürfen sich da Künstler ausschliessen? Der Künstler
ist in erster Linie auch Mensch. Somit kann er nicht perfekt
sein. Er strebt nach Perfektion in seiner Kunst, aber auch
da macht er immer wieder Fehler. Ich glaube, ein Leben lang
müssen wir nachsichtig sein mit uns und auch mit den
anderen.
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Galerie Seeger
Mitglied
199 Forenbeiträge seit dem 03.10.2004
Geschlecht:
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6 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.05.2005 um 07:42 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Galerie Seeger um 07:45:50 am
11.05.2005 editiert
Ich denke, dass ein Künstler nur sich selbst gegenüber
Verantwortlich ist.
Sein Tun, sei es auch noch so verwerflich in den Augen der
Betrachter, ist nun einmal Kunst- Werk, wie auch immer man
es Definieren will.
Mit einer Einschränkung! Solange er keinem andern Lebewesen
damit schadet, oder wegen ihm schaden zugefügt wird.
Perfektion, was soll das?
Sicherlich ist das streben nach Perfektion nicht unbedingt
etwas schlechtes, aber ich bin der Meinung das eine
ausgewogene Mitte dem Kunstwerk mehr Scharm verleit als die
150% Perfektion. Sicherlich ist es nicht ganz unwichtig sich
ein wen…ig zu bemühen, aber ist es nicht vielmehr die
eingeschränkte Sichtweise die uns zu falschen Urteilen
führt.
Wenn ein Kind ein Bild mahlt und die anderen Kinder es
bewundern, ist nicht dieses Kind ein Künstler und sei es
auch nur für kurze Zeit?
Was ist Zeit? (E=mc²)
Was und wie ist unsere Sichtweise? Sie ändert sich mit jedem
Tag!
Wie würde ein Mensch der schon 10.000 Jahre lebt unsere
Kunst betrachten?
Gruß PS.
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Arne
Mitglied
169 Forenbeiträge seit dem 13.11.2002
Geschlecht:
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7 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 28.05.2005 um 22:40 Uhr |
Das Problem mit der Werbung ist, dass sie sich nur an
BWL-Gesichtspunkten orientiert. Um den Verkauf eines
Produktes zu steigern, ist jedes Mittel recht.
Die BWL ist heutzutage überall, selbst die meisten
zwischenmenschlichen Beziehungen werden schon nach
Kosten/Nutzen abgerechnet.
Zitat:
Sobald aber jemand mit seinen Werken an die Öffentlichkeit
tritt, übernimmt er eine Teilverantwortung für die
moralische Entwicklung der Gesellschaft.
Volle Zustimmung.
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Galerie Seeger
Mitglied
199 Forenbeiträge seit dem 03.10.2004
Geschlecht:
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8 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.07.2005 um 14:16 Uhr |
Ich ging die Straße entlang und sah im schein der Laterne
eine schöne Frau mit blondem Haar, als plötzlich ein Auto um
die Ecke bog und Sie erfasste.
Mir stockte der Atem! Was war geschehen, ist es wirklich was
ich gesehen?
Doch ja, ich sehe Sie dort liegen in Ihrem Blut und mich
packt eine riesige Wut , ich lief sofort los um Ihr zu
Helfen, ich laufe und laufe doch es hat keinen Sinn ich
komme zu diesem Ort nicht hin.
Es gibt einen Knall und ich liege im Bett “wau“ dieser Traum
war wirklich nicht nett, doch ich könnt Schwören es war
real, bin ich am Leben oder ist es egal.
Ein Blatt schwebt vor meinem Auge empor oder macht mir das
Auge vielleicht etwas vor?
Hätte Einstein seine Theorie aus der Sicht einer Schnecke
berechnet wäre Sie vermutlich etwas anders ausgefallen.
Und wie groß ist der Mensch?
Moralische Verantwortung?
Nein! Solange er keinem andern Lebewesen damit schadet, oder
Schaden zugefügt wird.
P.Seeger
http://www.kunstgalerie-seeger.de
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXYXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
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el_pintor
Mitglied
10 Forenbeiträge seit dem 19.07.2005
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9 Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 22.07.2005 um 14:43 Uhr |
Zitat:
diese Diskussion wurde besonders nach Leni Riefensthal´sTod
wieder aktuell. Meine Ansicht ist, dass ein Künstler nicht
Augen und Ohren verschliessen kann, besonders dann nicht,
wenn er bereits in der Oeffentlichkeit steht, hat er auch
Verantwortung. Deshalb sind damals so viele guten Künstler
ins Ausland geflüchtet. Ihre Kunst wurde als abartig
verboten. Etwas Neues konnte sich überhaupt nicht
entwickeln. Und schon allein dieser Gedanke hemmt doch jeden
kreativen Menschen.
Und noch etwas - Kunst muss nicht schön sein.
aber ist er denn, weil er seine heimat nicht verlassen will
und sich mit den machthabern arangiert gleich ein
schlechterer künstler als ein emigrierter kollege? ? ? erst
wenn er ideologisch zum mitläufer wird und sich am unrecht
beteiligt, wenn er denunziert oder anderes begeht ist er
doch zu verurteilen ..bleibt er und wird teil eines systems,
in welcher richtung auch immer, so ist das doch nur die
logische schlussfolgerung seines inneren dranges seine kunst
zu schaffen...haben sich denn die großen der renaissance
etwa mitschuldig gemacht an den verbrechen der inquisition?
? ? ? nur weil sie für den klerus tätig waren
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